Geschichte aus der Geschichte
Wasserwunder auf Alt-Ems – der Konradsbrunnen
Durstige Arbeiter, flirrende Hitze und körperliche Schwerstarbeit auf der Baustelle der Burg Alt-Ems – ein Glück, dass der Heilige Konrad mit allen Wassern gewaschen war.
Kurz gesagt
Bau |
Die Pfarrkirche St. Konrad ist ein junges Gebäude mit durchdachter Gestaltung. In den 1980er-Jahren wurde die Stadt Hohenems um mehrere Wohnsiedlungen im Herrenried erweitert. Mit der wachsenden Bevölkerung entstand auch der Wunsch nach einer zweiten Pfarrkirche. So wurde St. Konrad zwischen 1968 und 1974 erbaut (Schnell & Steiner, 2009). |
Besonderheiten |
Anfang der 1960er-Jahre erließ die katholische Kirche das revolutionäre Zweite Vatikanische Konzil. Es verlangte eine stärkere Einbindung der Laien und führte Messfeiern in der Landessprache anstelle von Latein ein. Der Gestaltung der Pfarrkirche ist stark von dieser Haltung geprägt: Der sechseckige Zentralbau soll die Annäherung eines Kreises darstellen. Es finden sich moderne Elemente wie die klare Architektur mit Betonpfeilern, der Volksaltar und der transparente Tabernakel. |
Schutzpatron & Patrozinium |
Die Pfarrkirche ist dem Heiligen Konrad von Konstanz geweiht. Einerseits wegen der geografischen Nähe zum Heiligen, andererseits soll Konrad der Sage nach ein Wasserwunder in Hohenems bewirkt haben. Er war im 10. Jahrhundert als Bischof tätig und bekannt für seine Fürsorge und Frömmigkeit. Das Patrozinium wird jedes Jahr am 26. November gefeiert. |
Schon gewusst? |
Der Sage nach soll dem Heiligen Konrad während der Messfeier eine ahnungslose Spinne in den Messwein gekrabbelt sein. Um keinen kostbaren Tropfen zu verlieren, trank er die Spinne kurzerhand mit. Wenig später kam das Insekt unversehrt wieder aus seinem Mund herausgekrochen. Ende gut, alles gut! |
Literatur:
Dr. Johannes Steiner & Dr. Hugo Schnell (2009). Kirchen und Kapellen Hohenems (3). Schnell & Steiner GmbH Regensburg. Regensburg.
Geheimtipp
Wer die Wendeltreppe im Inneren des Gebäudes hinabsteigt, betritt einen vieleckigen, verwinkelten Raum. Er war als Meditationsraum und als Ort für Begegnung und Diskussion für die Jugend gedacht. Der damalige Ortspfarrer bat die Schriftstellerin und Künstlerin Heilgard Bertel, der Unterkirche Leben einzuhauchen. In ungefähr 4000 Arbeitsstunden bemalte Heilgard Bertel die nackten Betonwände mit Acrylfarbe. Ihre Gemälde zeigen bewegende Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, fließen aber auch in moderne Motive über. Die Gesamtkomposition berührt und lädt zum Nachdenken und Sinnieren ein. Zur damaligen Zeit sorgte sie jedoch auch für Kontroversen unter den Besucher:innen. So wurde die Unterkirche kurz nach der Fertigstellung wieder geschlossen, bis sie 2022 anlässlich der Langen Nacht der Kirchen wieder eröffnet wurde – Gott sei Dank!
Der Bilderzyklus „Custos quid de nocte – Wächter, wie weit ist die Nacht“, geschaffen von Heilgard Bertel in den Jahren 1980-1983, ist für mich eine verborgenen Kostbarkeit mit bemerkenswerter Geschichte: verdrängt – vergessen – wiederentdeckt! Die Malereien verweisen uns Menschen auf unsere individuelle Verantwortung, für unser Leben, unseren Glauben und für die uns anvertraute Schöpfung Sorge zu tragen. Heilgard Bertel sagt dazu: „Wer in die Unterkirche hinab steigt braucht Mut – Mut, um sich den Fragen des Glaubens zu stellen“.
Kirchenraumpädagogin Dr. Marlies Sproll
Geschichte aus der Geschichte
Durstige Arbeiter, flirrende Hitze und körperliche Schwerstarbeit auf der Baustelle der Burg Alt-Ems – ein Glück, dass der Heilige Konrad mit allen Wassern gewaschen war.
Kontakte